31 Januar 2017 :: Autor: Michaela :: Kategorie: News / Naturerlebnis /
Alles was vorstellbar ist, ist auch machbar. Michaelas Bergerlebnisse, Teil 3!
Ja, ich weiß, oder eigentlich hoffe ich, ihr habt es bemerkt. Zwischen Teil 2 meiner Bergerlebnisse am Großglockner und jetzt Teil 3, ist einige Zeit vergangen. Es war ja auch in Wirklichkeit so. Zwischen dem "Glockner" und meinem nächsten großen Ziel ist einige Zeit vergangen. Was nicht bedeutet, das ich nicht am Berg war, im Gegenteil.
In diesen „Zwischenjahren“ habe ich fast alle Berge, die mir noch gefehlt haben, in den Karnischen Alpen bestiegen. Zwischen Sillian und Kötschach-Mauthen gibt es nur mehr ein paar Gipfel die mir noch fehlen und ich glaube, dabei wird es auch in Zukunft bleiben. Zum Beispiel habe ich es nicht geschafft den Letter Spitz (Karnische Alpen) zu besteigen. Ich habe es mehrere Male versucht, bin aber immer gescheitert. Entweder war das Wetter nicht gut und ich musste umdrehen, oder der Fuß tat mir weh, oder, oder, oder. Ehrlich gesagt mag ich diese steilen Anstiege mit groben Schotter nicht und hab' immer Angst auszurutschen. Ja, wenn man erst einmal weiß, was man will, wird das Leben schon um einiges leichter - nicht nur beim Bergsteigen.
Klingt ziemlich klug, ich weiß. Verzeiht mir, aber ab einem gewissen Alter darf man (ich) das. Und mit dem Alter hat auch mein nächstes großes Bergerlebnis zu tun. Viele Jahre ist es her und ich durfte meinen 40. Geburtstag feiern. Ein wunderbares Fest war das, ich kann mich heute noch gut erinnern, vor allem an das Wetter. Es regnete wie aus Kübeln und das nicht vielleicht einige Stunden. Nein, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Unglaublich, so einen Sommerregen habe ich nie mehr erlebt. Ja, und zu solchen Festen bekommt man ja meistens etwas geschenkt und ich wurde Gott sei Dank gefragt, was ich mir wünsche.
Lange brauchte ich nicht zu überlegen. Ich wünschte mir eine Bergtour, mit meinem Bergfreund Hans, der Hans, mit dem ich schon am "Glockner" war. Ja, und natürlich sollte der Berg schon ein wenig herausfordernd sein. Wieder war bei der Entscheidung ein Flugerlebnis stark beteiligt. Ich kann mich zwar nicht mehr genau erinnern wohin ich geflogen bin, nur, dass wir den Mont Blanc überflogen sind. Ein gewaltiges Massiv, mit seinen 4.810 m, der höchste Berg der Alpen und der EU. Gewaltig war dann auch die Durchführung.
An meinem Geburtstag habe ich mir gedacht, jetzt werden wir ein bisschen trainieren, ein wenig die 3000er in Kärntens Bergwelt besteigen und erwandern. Im Herbst und dann auch im Winter ein wenig Winterwandern mit Tourenskiern und Schneeschuhen usw. Aber nichts da, ich habe nicht mit der Entschlossenheit meines Bergführers gerechnet.
Knapp zwei Wochen nach meinem Geburtstag rief er an und meinte, wie schon bei der "Glockner" Besteigung: "Das Wetter ist perfekt, wir fahren! Wann? Ja, morgen oder bzw. übermorgen in der Früh. Ah ja, in der Früh, wann denn genau? Ja um zwei Uhr!" So sind wir Anfang September, um zwei Uhr Früh, in Villach losgefahren, nach Chamonix. Mit der spannenden Tramway du Mont Blanc auf 2.386 m und um ca. 16 Uhr des gleichen Tages waren wir auf der Refuge du Gouter auf 3.835 m. Das war wirklich gewaltig, ich hatte während des ganzen Anstieges immer meine Bergfreunde im Ohr, dir mir unbedingt eine Akklimatisierung für den Mont Blanc empfohlen hatten. Aber Hans meinte "das schaffst du schon" und ich habe ihm geglaubt und vertraut.
Heute, Jahre später, sind neben der Erinnerung an das Glücksgefühl am Gipfel zu stehen, ein paar ganz witzige Erinnerung in meinem Kopf: zum Beispiel die Erinnerung an zwei amerikanische Bergsteiger mit Turnschuhen, die wir beim Aufstieg zur Hütte überholt haben. Die zwei haben wir nie mehr gesehen, die beiden haben hoffentlich umgedreht. Noch eine amerikanische Gruppe mit einem Steirischen Bergführer ist mir gut in Erinnerung, er hat seinen Gästen, nachdem er kurz mit uns gesprochen hat, erklärt: "this group comes from the same area where Schwarzenegger comes from."
Als das schrecklichste und scheußlichste Essen überhaupt, ist mir das Essen auf der Hütte in Erinnerung geblieben, das wir um acht Uhr alle schlafen gehen mussten und um zwei Uhr aus den Betten geschmissen wurden. An Schlaf war in dieser Höhe und dieser Hütte sowieso nicht zu denken, und wir waren dann beim Aufstieg zum Gipfel schon mehr als 24 Stunden munter. Ich kann mich an die Zelte der polnischen Bergsteiger erinnern, die knapp ober der Refuge du Gouter gestanden haben. Fast hab ich die Camper ein wenig beneidet, die haben sich bestimmt selbst ein gutes Essen gekocht. Den Sonnenaufgang, zu diesem Zeitpunkt waren wir kurz unterm Gipfel, habe ich deshalb so gut in Erinnerung, weil der Mont Blanc einen riesigen Schatten geworfen hat.
Beim Abstieg war ich schon sehr, sehr müde und hab nur wenige Erinnerungen daran, aber ansonsten ist es mir sehr, sehr gut gegangen. In Chamonix angekommen, haben wir, glaube ich und weiß ich aus Erzählungen, noch zu Abend gegessen und, nach ca. 43 Stunden ohne Schlaf war der Schlaf dann eher eine Art Bewusstlosigkeit. Beim Aufwachen war mir nicht klar, was passiert war. War alles ein Traum oder doch Wirklichkeit. War ich wirklich am höchsten Berg der Alpen? Ja, ganz klar. Die Bilder im Kopf und am Papier beweisen es. Er muss also wahr geworden sein, dieser Gedanke, den Mont Blanc zu besteigen.
... und noch etwas weiß ich seit damals. Wenn man, so wie ich auf 1.000 m Seehöhe aufwächst, kann man auch direkt auf 4.800 m gehen. Das ist sozusagen die Akklimatisierung von Geburt an. :-)
Eure Micha
Wandern Bergerlebnis Natur News
Meine Heimat ist das Lesachtal. Ich liebe die Natur und die Berge. Immer, wenn es die Zeit erlaubt, freue ich mich die eine oder andere Wanderung mit unseren Gästen zu unternehmen. Eine weitere Leidenschaft ist das Kochen und die Liebe zur Kultur und Kulinarik des Dreiländerecks, in dem ich lebe. Italien, Slowenien und Österreich/Kärnten.